Archive für Januar 2011

Symetrie ist keine Ansichtssache

Obschon ich auch mal „fünfe gerade sein lassen“ kann, gehöre ich eher zu den ‘klassischen’ Typen, die es überwiegend aufgeräumt, geometrisch und symetrisch lieben. Diese Vorliebe hat mich durch die Ausbildung und die Arbeit meines ersterlernten Beruf des Tischlers begleitet. Bei der Millimeterarbeit mit Spaltmaßen, Gehrungen und Fugen kam mir das zugute. Ich lernte aber auch Menschen kennen, denen mein Verständnis von Genauigkeit nicht genau genug war und die meine Leistung zeitweise nur „befriedigend“ bewerteten. Jetzt ist es eher umgekehrt: mich stören Dinge, die andere Menschen oft nicht (mehr) wahrnehmen. Obwohl ich heute weit, weit weg vom Tischlerberuf entfernt bin, stören mich beispielsweise schiefe Schranktüren immer noch so sehr, dass ich umgehend einen Schraubendreher in die Hand nehmen und Abhilfe schaffen möchte. Hier in meinem Zimmer sehe ich täglich auf einen Kleiderschrank, dessen Türen sich über die Jahre „gesetzt“ haben und die nicht mehr gerade sind. Wie stark ich mich in letzter Zeit geändert habe, merkt man z.B. daran, dass ich deswegen keinen Ausschlag mehr bekomme. Auch die Schlafstörungen und die Albträume sind weg ;-)

Das heißt aber noch lange nicht, dass ich deswegen über alles Ungerade hinwegsehe. Toleranz und Großzügigkeit sind nicht gleichbedeutend mit Akzeptanz! Oft wünsche ich mir etwas mehr Genauigkeit und Sinn für Symetrie in meinem Umfeld.

Kleidung sitzt gerade einfach bequemer als verdreht und auch beim „Dauersitzen“ über Stunden entscheiden Zentimeter über Wohlbefinden oder Unbehagen. Bis hin zu Dekubitus ist eben alles eine Frage des Gleichgewichts und der Ausgewogenheit, Yin und Yang … ;-)

Nachtrag: Schokolade und Musik haben definitiv nicht die gleiche Wirkung.

Sarah ‘Dingens’

Who the f*** is Sarah? Obwohl ich sonst eher ein Mensch bin, der die feinen Künste, Philosophieren-just-for-fun, und alles andere tiefgründige Zeug liebt und schätzt, begebe ich mich dann und wann in die Niederungen der Freizeitbeschäftigung gewöhnlicher Sterblicher und sehe fern. Dann nicht - wie gewöhnlich - den Kulturkanal, sondern schnöde Formate privater Sender. Rein zu Studienzwecken, versteht sich… ;-)

Aktuell sendet RTL jeden abend „Ich bin ein Star - holt mich hier raus!“ Das Grundprinzip der Sendung ist es, ein kleines Grüppchen Prominenter in den australischen Dschungel zu sperren und sie durch Spielchen und Aufgaben jenseits der Ekelgrenze mittels Zuschauervoting in 16 Tagen so lange zu dezimieren, bis nur noch eine/r übrig bleibt. Klingt ein bisschen nach Kindergeburtstag? Stimmt wohl. Was dem Ganzen zusätzliche Würze verleiht, ist der Umstand, dass die meisten der Prominenten von Haus aus Schwierigkeiten mit sozialem Verhalten einer Gemeinschaft haben und, bleiben wir mal beim Kindergeburtstag, das Gebaren eines verwöhnten Einzelkinds an den Tag legen. Berücksichtigt man dann noch den unfreiwilligen Verzicht auf Luxus und Zivilisation, die aufgezwungene Nähe nicht selbst gewählter Personen und den freiwilligen Verzicht auf persönliche Freiheit, hat man das ideale Habitat erzeugt, um Auseinandersetzungen und Liebeleien zu erzeugen. Das, und die „Dschungelprüfungen“, bei denen die Überwindung (oder eher das Ignorieren) persönlicher Ekelgrenzen die Hauptrolle spielen, garantiert hohe Einschaltquoten. Dabei verhält es sich mit dem Zuschauen wie mit dem Lesen der „Bild“ oder dem Pinkeln in der Dusche - jeder tut es, aber keiner würde es zugeben.

In diesem Habitat, das von Spöttern gerne auch als „Rudis Resterampe für prominente Hartz IV Empfänger“ bezeichnet wird, treffen wir aktuell auf die schon erwähnte Sarah „Dingens“, oder richtig: Sarah Knappik. Wer das ist? Wusste noch nicht mal ich als Dauerfernseher und Gossip-Fan. Die wenigen Fakten über sie, derer ich habhaft werden konnte: 24, Bochumerin, Abi (ohne Gewähr. Oder kann man neuerdings Englisch und Mathe abwählen?!), Model und gelegentlicher TV-Gast. 2010 Umzug nach Berlin. Wer das zahlt und/oder organisiert? Wovon sie lebt? Was sie eigentlich kann? Ich habe keine Ahnung, bin aber versucht, „nichts“ zu behaupten. Eine Ausbildung hat sie nicht, auch andere Meilensteine sucht man bei ihr vergebens. Auf der Suche nach erwähnenswerten Positivas besuchte ich ihre eigene Webseite. Da findet man i.d.R. ausreichend Material! Aber hier herrschte auch ziemliche Leere vor. Ich habe die Recherche abgebrochen, als ich dort las, dass sie gerne und oft Sport vieler Art betreibt. Ich musste so lachen, dass es mir nicht mehr möglich war, weiterzulesen. Zur Erklärung: Sarah gehört zu der unsportlichsten Sorte Mensch. Die, die lieber auf den Lift wartet, selbst wenn es nur um ein halbes Stockwerk geht. Die, die denkt, Transpiration tritt lediglich bei Sumpffieber auf. Durch und durch schwabbelig, farb- und spannkraftslos, bar jeglichen Witzes und Esprits. Das Gesicht leer und ausdruckslos. Nur schlank und blond reicht irgendwie nicht… :-(

Vielleicht macht das ja einen Teil der Faszination aus - weil keiner glauben kann, dass da nicht doch noch mehr ist. Oder einfach nur, um zu sehen, wie sie den Kopf in einen Kübel mit Fischabfällen taucht oder einen Becher mit püriertem Rattenschwanz trinken soll. Warum dabei überhaupt jemand mitmacht? Viele versprechen sich, wenn schon keinen Karriererelaunch, dann doch wenigstens einen gehörigen Popularitätsschub und mögliche Folgeaufträge. 50.000,- RTL-Euro helfen über die Wartezeit. Warum auch immer sie einschalten - ich bin dabei: 22:15Uhr auf RTL! ;-)

acta est fabula

für alle Nichtlateiner = „das Geschehene ist eine Fabel“, sinngemäß: „vorbei ist vorbei“ (hab ich aus einem Asterix Comic - Lesen bildet wohl doch, oder?).

Leider trifft das nicht für Fernsehserien zu, die am Ende sind! Hier wird gnaden- und kommentarlos wieder alles auf Anfang gestellt und einfach mit Folge 1 begonnen. Ich weiß nicht, wie oft ich jetzt die ersten Folgen von „Two and a half men“ gesehen habe. Obschon ich die ersten Folgen viel lustiger finde als die letzten, wird es langsam etwas dröge. Bei manchen Folgen kann ich sogar die Dialoge minutenlang mitsprechen. Wenn schon Wiederholungen, wie wär’s dann mit ganz, gaaanz frühen Serien wie „Bezaubernde Jeannie“, „Cheers“ oder „Immer wenn er Pillen nahm“? Haben diese Serien nun Charme oder bin ich jetzt endgültig vergreist? Apropos Charme: der bestbezahlte Seriendarsteller der Welt (1,8 Mio. US-Dollar pro Folge „Two and a half men“) Charlie Sheen, hat in einem Interview auf die Frage nach seiner Vorliebe für käufliche Liebe gesagt „Ich bezahle Prostituierte nicht dafür, dass sie (her)kommen, sondern dafür, dass sie (wieder) gehen“. Nicht wirklich charmant, aber was zum Nachdenken in jedem Fall.

Ich weiß, dass ich nicht der Einzige bin, dessen Hauptbeschäftigung Fernsehen ist. Und ich rede jetzt nicht von den zahllosen gehirnblonden Intelligenzabstinenzlern, zu deren Hauptlebensinhalt der Fernsehmarathon freiwillig geworden ist. Es gibt viele durch Krankheit an die Wohnung gefesselte, die, wenn nicht Mitleid, dann doch zumindest ein besseres Unterhaltungs-, Bildungs- und Kulturprogramm verdienen. Hiermit meine ich ausdrücklich auch die öffentlich-rechtlichen Sender!

Da wir hier trotz Satellitenempfang lediglich zwischen 12 Stationen wählen können, habe ich die öffentlich-rechtlichen Sender auch öfter als früher angestellt - und war erstaunt, wie weit sich die bezahlten doch den Gebührenfreien, privaten Sendern in punkto Qualität angenähert haben. Von der Erfüllung eines „Bildungsauftrags“ ist man dort mittlerweile so weit entfernt wie wir von einer erfolgreichen Marslandung! Wenn das Surfen im Internet mich angestrengt hat oder auch nichts mehr hergibt, betreibe ich „Augenpflege“ und höre Musik. Wie amerikanische Forscher unlängst herausfanden (!?!), werden beim Musikhören ähnliche Gefühle und Hormone freigesetzt wie beim Sex. Da frühere Studien dem Verzehr von Schokolade eine ähnliche Wirkung zuschrieben, werde ich das Wochenende Musik hören und Schokolade essen … ;-)

Nächste Woche werde ich berichten, wie’s gefühlsmäßig war - und wieviel ich zugenommen habe…

I got sunshine

… on a cloudy day…

Heute vormittag schien die Sonne durch meine Fenster, flutete mein Zimmer und blendete mich. Gut, dass ich rasiert wurde (ist eine ähnliche Szene wie in „Mein Name ist Nobody“), und mich nicht selbst mit geschlossenen Augen rasieren musste. Heute nachmittag hat es gestürmt und geregnet, und es wurde sehr schnell düster. Trotzdem steigen die Temperaturen - in nicht mal 5 Tagen um fast 20 Grad Celsius! Mal abgesehen davon, dass es kein falsches Wetter zum Rausgehen gibt, und dass ich die Plus- den Minustemperaturen vorziehe, kommen dabei fast schon Frühlingsgefühle auf. Dabei stelle ich fest, dass der Winter für mich zwar ok ist, ich Frühling, Sommer und sogar Herbst deutlich mehr abgewinnen kann. Das Feeling mit ein bisschen Sonne ist eben deutlich anders… :-)

Sonst sind die Gefühle und Befindlichkeiten wie gehabt. Was ich will, kriege ich nicht, und was ich kriege, reicht mir nicht - erinnert stark an das „echte Leben“. Also: alles ok, oder, wie in einem Spruch, den ich immer schon lustig fand:
„Ich lebe zwar über meine Verhältnisse, aber immer noch unter meinem Niveau“.

Gute Vorsätze MMXI

Das war’s, mit diesem Jahr sind wir durch! Von den obligatorischen Jahresrückblicken, mit denen wir zugekleistert wurden, ist lediglich einer hervorzuheben: Kabarettist Dieter Nuhr, mit „Nuhr 2010“. Traf alles pointiert und ließ nichts Wesentliches aus. Blieb nicht viel übrig; Lenas skurriler Tanzstil und ihr alberner Dialekt (hey, mal ganz ehrlich und objektiv: wer, zum Honk, lernt eine Fremdsprache mit Dialekt?!) wurden genau wie wie die Deutsche Bahn, die weder mit hohen wie mit niedrigen Temperaturen klar kam, erwähnt. Der isländische Vulkan mit dem drolligen Namen, die katholische Kirche, respektive ihre Würdenträger, die Fußball- und Formel Eins WM-Helden und viele mehr wurden gewürdigt. Der schlimmste Rückblick wurde von RTL verzapft: „Die 25 emotionalsten Momente“…?!?

Für mich verlief das Jahr ereignislos, keine Veränderungen in Beruf, Liebe oder Familie. Gesundheitlich gestaltete sich 2010 wie erwartet etwas zäh für mich :-(  Körperliche Fähigkeiten verschwanden auf Nimmerwiedersehen, mehr Ab- als Zugänge! Apropos Fluktuation - hier im Haus lernte ich ein paar neue Gesichter kennen, andere verschwanden im Nirwana…

Irgendwie steht mir in diesen Tagen ohnehin nicht der Sinn nach Rückblicken. Früher musste ein ruhiger (zumeist Samstag) Nachmittag für eine kurze Retroperspektive ausreichen. Ich glaube zwar, dass man gelegentlich zurückschauen sollte, um einschätzen zu können, wie gerade und lang der zurückgelegte Weg war, aber doch besser überwiegend vorwärts schaut, um nicht permanent auf die Klappe zu fallen! Rückblicke bringen einen nicht wirklich voran, und haben eher den Charme -und den Nutzwert- eines Fotojahrbuchs.

Richten wir den Blick vorwärts. Was mag uns 2011 bringen? Einiges ist vorbestimmt oder fest eingeplant wie z.B. die Abschaffung der Wehrpflicht zum 1. März, die weitere Nutzung der Atomkraft oder der Bau des neuen Bahnhofs „Stuttgart 21“, anderes steht noch in den Sternen. Wird der Sommer gut, wird es Hartz V geben, wird die gewöhnliche Glühbirne wirklich abgelöst? Das meiste davon lässt sich ohnehin nicht beeinflussen, bleibt nur, uns auf das zu konzentrieren, was wir selber in der Hand haben. Und das sind die eigenen Päne, eigene Schritte, die eigene Zukunft. Alles schon fest verplant oder ist noch Platz für gute Vorsätze?

Wie wäre es mit einem Dauerlos der „Aktion Mensch“, dem Zulegen eines Organspendeausweises, regelmäßigem Blutspenden oder der Aufnahme in die DKMS Spenderdatei? Es müssen ja nicht unbedingt so aussichtlose Vorhaben dabei sein wie die Ergreifung Osama bin Ladens oder der Verzicht auf Nutella oder Kinderschokolade.

Was mich angeht, ich habe mir vorgenommen, mit meinen Helfern geduldiger zu sein. In der letzten Zeit habe ich immer öfter die Contenance verloren. Mal sehen, wie lange sich mein Vorsatz im Alltag hält… ;-)

Ich wünsche (fast) allen ein glückliches, erfolgreiches und gesundes Jahr 2011.

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